Meghan Markle in der Serie „Suits“: Die Rolle ihres Lebens - WELT (2024)

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Viele Menschen werden, während dieser Tage die Nachricht von Prinz Harrys Verlobung um den Globus geht, den Namen Meghan Markle zum ersten Mal hören. Diese Menschen kann man nur ausdrücklich beneiden, schließlich haben sie die sieben Staffeln „Suits“, die bislang gedreht wurden, noch vor sich.

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Sie haben also unter anderem noch jenen schicksalshaften Moment aus der allerersten Folge vor sich, in dem der junge Hochstapler Mike Ross mit einem Aktenkoffer voller Marihuana vor der Polizei flüchtet, dabei im Büro von Harvey Specter landet, einem der besten Anwälte New Yorks, und von diesem kurzerhand eingestellt wird.

In diesem Moment nimmt eine Serie ihren Anfang, die zu gleichen Teilen Schneewittchen-Saga und Superhelden-Plot ist: Mike Ross stammt aus einfachen Verhältnissen, verfügt aber über ein überirdisches Gedächtnis. Während er also von der Welt nur wenig weiß, kann er jedes Buch, das er einmal gelesen hat, Wort für Wort auswendig.

Gewöhnliches Gehirn

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Für den Anwalt Harvey Specter, der sein Geld mit Detailwissen verdient, ist diese Kompetenz im Grunde unbezahlbar. Ähnlich wie der Protagonist in „Good Will Hunting“ blamiert Mike Ross, aus kleinen Verhältnissen stammend, reihenweise die Harvard-Schnösel, Folge für Folge, sieben Staffeln lang, auf insgesamt über 80 Stunden Spielzeit.

Die Serie tritt auf wie ein politisch aufgeladenes Broadway-Stück und wird getragen von sechs Figuren: Außer Mike Ross und Harvey Specter sind das die brillante Sekretärin Donna, der rachsüchtige Fiesling Louis Litt und die Inhaberin der Kanzlei, Jessica Pearson.

Meghan Markle spielt in „Suits“ die junge Büroassistentin Rachel Zane, die selbst gern Anwältin wäre, als einzige in dem Ensemble aber lediglich mit einem gewöhnlichen menschlichen Gehirn ausgestattet ist, weshalb ihr die Uni-Prüfungen genauso schwer fallen wie ihren Kommilitonen, vielleicht sogar ein wenig schwerer. Im fahlen Schein der Schreibtischlampe arbeitet sie die Nächte durch, um nicht schon wieder durchzufallen.

Immer etwas überfordert

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Von allen tragenden Figuren ist Rachel die langweiligste: Während sich alle anderen in rhetorischer Brillanz, Esprit und Verschlagenheit unentwegt gegenseitig übertreffen, ist Rachel Zane vor allem mit der Aufgabe betraut, immer etwas langsamer zu sein als der Rest, immer etwas überforderter, immer etwas rührseliger. Die Hauptaufgabe dieser Figur besteht darin, das Genie der anderen mit ihrer Einfältigkeit zu kontrastieren und es auf diese Weise noch ein wenig besser zur Geltung zu bringen.

Für den Protagonisten Mike Ross aber hat Rachel allerdings noch eine ganz andere Funktion: Sie ist seine Verbindung zur Welt der durchschnittlich Begabten, zu der er wegen seiner überirdischen Intelligenz normalerweise keinen Zugang hat. Dass normale Menschen wegen einer Prüfung nervös werden oder sich wegen einer Beförderung unter Druck setzen, käme Mike Rosse nie in den Sinn.

Keine Intrigen

Die Anwaltsgehilfin Rachel ist für ihn deshalb ein Fenster in eine Welt, in der Aufrichtigkeit noch etwas zählt, in der Menschen untereinander Beziehungen eingehen, die ihnen wirklich etwas bedeuten, und in der sie innere Widerstände überwinden, um daran dann charakterlich zu wachsen. Rachel macht ihm ein Tor zu einer Sphäre auf, in der es keine Ränkespiele gibt, keine Intrigen und in der die Menschen Schwäche zeigen dürfen.

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Auf die Bedürfnisse eines englischen Prinzen lassen sich diese Verhältnisse so verlustfrei übertragen, dass sich die Frage aufdrängt, ob sich Harry of Wales eigentlich wirklich in Meghan Markle oder nicht vielmehr in Rachel Zane verliebt hat.

Warmherzige Alternative

In den ersten Interviews, die Markle jetzt als künftiges Mitglied der englischen Königsfamilie gegeben hat, war deshalb auch gleich zu beobachten, dass sie sich in ihrer neuen Rolle nicht fundamental wird umstellen müssen. Es wird auch weiterhin darauf ankommen, ein Frauenbild zu verkörpern, in dem eine warmherzige Alternative zur Leistungsgesellschaft aufscheint.

Sie wird weiterhin dafür zuständig sein, Arglosigkeit auszustrahlen und Demut zu zeigen. Zynismus, Sarkasmus und auffallende Intelligenz sind in beiden Rollen streng verboten.

Vollkommen konventionell

Meghan Markle, das sieht man gleich, macht das natürlich spielend: Verzaubert schaut sie Prinz Harry an, während er nicht besonders aufregende Dinge sagt; geradezu verblüfft berichtet sie von seinem Antragsritual, obwohl es dem Vernehmen vollkommen konventionell abgelaufen ist. Die Wirklichkeit ist in dem Stück, das sie von nun an spielt, eine nie enden wollende Aneinanderreihung von positiven Überraschungen und Segnungen.

Das Leben bietet so viele wunderschöne Momente, dass es fast unmöglich ist, nicht unentwegt vor Glück in Tränen auszubrechen. In „Suits“ hat Meghan Markle gezeigt: Diese Rolle spielt sie mit dem kleinen Finger.

Meghan Markle in der Serie „Suits“: Die Rolle ihres Lebens - WELT (2024)
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Author: Pres. Carey Rath

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